"Ein Hund ist ein Herz auf vier Pfoten"

 

sagen die Iren.

 

Wie recht sie doch haben!

 

 

 

An diesem Dienstag war plötzlich nichts mehr wie immer. Wir machten unseren Morgenspazier-gang nur mit Herrchen. Als wir zurückkamen, stand zwar unser Frühstück am gewohnten Platz, aber mit Frauchen stimmte irgendetwas nicht. Sie konnte sich kaum auf den Beinen halten, und plötzlich war da dieses seltsame rot-weiße Auto mit dem blauen Flackerlicht vor der Haustür. Fremde Männer kamen herein, brachten Frauchen zum wartenden Wagen und fuhren mit ihr weg.

Wie soll man da die Welt verstehen?

Schließlich verschwand auch noch Herrchen mit der braunen Lederreisetasche.

Wir mussten zu Hause bleiben. Nach einiger Zeit kam wenigstens Herrchen zurück - ohne Reisetasche. Frauchen blieb fort.


Den ganzen Tag warteten wir, aber nichts tat sich. Bis spät in die Nacht lagen wir zu dritt an der Haustür und spähten in die Dunkelheit.

Vergeblich!

Auch am nächsten Morgen, am übernächsten Tag und noch viele weitere Tage waren wir mit Herrchen allein. Wir wurden bestens versorgt, es fehlte uns an nichts - bloß Frauchen fehlte, das Rudel war nicht komplett!

So warteten wir Tag für Tag, fast drei Wochen lang verbrachten wir viele Stunden hinter der Glastür, manchmal zu zweit, manchmal zu dritt, immer in der Hoffnung, dass Frauchen doch nun endlich wieder auftauchen müsste...

 

 

 

Perspektivwechsel:

 

Wie der geneigte Leser unschwer erraten haben wird, war ich im Krankenhaus gelandet. Dort hatte ich mich unerwartet und kurzfristig einer Operation unterziehen müsen, die aber günstiger nicht hätte verlaufen können, so dass ich nach einer gewissen Rekonvaleszenzzeit gesund, wenn auch nocht nicht ganz wieder auf der Höhe der Kraft nach Hause zurückkehren konnte.

Und um diese Rückkehr geht es nun:


Meist müssen Ivo, Chica und Binti nur selten ohne einen von uns zu Hause bleiben, und wenn, dann nur für zwei, drei Stunden. Selbst dann fällt die anschließende Begrüßung so stürmisch aus, als hätten sie Tage oder Wochen allein aushalten müssen ohne die Gewissheit nicht verlassen zu sein.

Was würde mich also jetzt nach so langer Zeit erwarten und wie könnten wir ihre Aktivitäten ein wenig steuern?

Ich bleibe also zunächst im Auto sitzen. Mein Mann geht ins Haus und lockt die Vierbeiner - mit Leckerchen, versteht sich - in sein Arbeitszimmer. Tür zu. Ich steige aus, komme ins Wohnzimmer und setze mich aufs Sofa, da kann mich niemand umwerfen.

Im Arbeitszimmer randalieren die Fellnasen, die natürlich längst Lunte gerochen haben.

Nachdem mein Mann die Kamera in die Hand gedrückt bekommen hat mit dem Auftrag, möglichst viele Fotos zu schießen (damit vielleicht einige wenige brauchbare dabei sein könnten), wird die Tür geöffnet, und schon stürmt die wilde Jagd mit lautem "Geschrei" auf die Sitzecke zu. Nur gut, dass ich eine feste Rückenlehne habe!

Jetzt gibt es kein Halten mehr. Das Sofa wird im Sprung genommen, Binti allen voran, Chica ein wenig gemäßigten, aber mit heller Begeisterung.

Auch Ivo kommt eilig her, aber er springt nicht auf das Sofa - es wäre auch gar kein Platz mehr da.

Für die nächsten Minuten völlig außer Gefecht gesetzt, verschwinde ich sozusagen unter den Fellnasen und kann nur versuchen, allzu feuchte Küsse ein wenig abzuwehren - ohne beleidigend zu werden. Gar nicht so einfach!

Endlich sind die drei mit der Begrüßung zufrieden und lagern sich im Halbkreis vor meinem Sofa, immer so, dass einer mich im Blick behält und niemand Frauchen stehlen kann.

 

 

So, jetzt können wir ruhig dösen, die Welt ist wieder in Ordnung - unsere jedenfalls!