Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus...





Es ist Dienstag, der 29. Juni 2010. Draußen brütet die Sonne, drinnen im etwas Kühleren brüte ich über den Zeugnissen meiner Klasse, die zum Wochenende fertig werden müssen. Außerdem haben wir am Samstag den ganzen Tag unser Enkelkind da. Das macht Spaß, aber mit seinen (fast) 10 Monaten erfordert Markus unsere ungeteilte Aufmerksamkeit, schließlich ist unser Haushalt nicht mehr so ganz auf krabbelnde und sich an allem Erreichbaren hochziehende Knirpse eingestellt. Auch Ivo, unser junger Eurasierrüde, ist noch nicht wirklich daran gewöhnt, dass außer ihm noch "etwas" auf vier Beinen geht...

Ich will eben noch mal meine Mails einsehen und dann sind die Zeugnisse an der Reihe. Oh, die Hauptzuchtleiterin schreibt uns. 306 KB? Das ist nicht einfach eine kurze Nachricht. Hat sie vielleicht von irgendeiner Veranstaltung ein besonderes Bild von Ivo gefunden? Mal sehen!

 

 

 

So nimmt die Natur ihren Lauf.

Irgendeine Nachhilfe menschlicherseits gefragt?

I wo! (Man beachte das Sprachspiel!)

Was so richtige Eurasier  sind wie

Sepai und Ivo,

die haben das nicht nötig!


"...ich habe eine Anfrage nach Ihrem Rüden aus Dänemark...

...die Dame wird sich gegebenenfalls an Sie wenden..."

Und der Körschein ist auch gleich mit dabei, damit alles seine Richtigkeit hat.

Welche Überraschung!

Aber mindestens genau so groß ist die Aufregung!

Gerade mal zwei Jahre alt ist Ivo, die Untersuchungen und Vermessungen kürzlich erst abgeschlossen...

Am nächsten Morgen stelle ich fest:

Die Dame hat sich bereits gemeldet! Sie schreibt sogar auf Deutsch und fragt an, ob wir am kommenden Wochenende zu Hause seien, da dies aller Wahrscheinlichkeit nach der richtige Zeitpunkt sein werde für eine intensive Begegnung zwischen ihrer Sepai und unserem Ivo.

Wir entscheiden uns dann, die Unterhaltung lieber auf Englisch weiterzuführen, das scheint für uns beide leichter zu sein.

Freunde, denen ich von den großen Plänen erzähle, haben natürlich die besten Ratschläge und Kommentare für uns. Von "Dafür kommt jemand 650 km weit gefahren?" bis zu "Du weißt ja, das kann eine ganz schöne Hängepartie werden..." ist alles drin.

Detaillierte Terminplanungen folgen, alle Unterlagen werden noch einmal überprüft und kopiert, der Tierarzt gibt grünes Licht, ein Hotelzimmer wird gebucht, und dann ist Samstag, der 3. Juli. Jetzt ist Warten angesagt.

Frühmorgens soll die Fahrt losgehen über Lolland und Fehmarn, dann die ganze B1 mit ihren viel zu vielen Baustellen entlang bis Münster, schließlich durchs Ruhrgebiet und bis nach Mönchengladbach. Von da aus nur noch ein Katzen - Pardon - Eurasiersprung Richtung holländische Grenze!

Gegen 14 Uhr eine Handynachricht: "Wir sind in der Nähe von Osnabrück. Wahrscheinlich werden wir gegen 18 Uhr in Schwalmtal ankommen."

Gut, darauf kann man sich einrichten. Bis dahin ist auch unsere Babysitterzeit fast zu Ende. 

Und tatsächlich, fast auf die Minute genau biegt ein gelber Kleinbus - nein, nicht die Post - in unsere Straße ein, gerade als ich schon an der Haustür lauere. Ein fremder Wagen, ein fremdes Kennzeichen, tatsächlich, unser Besuch ist angekommen. Wir begrüßen uns, zumindest bei den Menschen scheint Sympathie vorhanden.

 

Nun geht Frauchen mit Sepai

noch ein bisschen Gassi,

kein Problem

in unserer ländlichen Gemeinde,

und dann wird es richtig spannend.

Sepai kommt durch die Gartentür

auf unser Grundstück,

Ivo geht über die Terrasse

in den Garten.

Anscheinend hat er schon

"Lunte gerochen",

denn er ist ganz aufgeregt.

Die beiden sehen sich

einen Moment lang an,

schnuppern intensiv -  vor allem Ivo -

und schon ist es um sie geschehen! Auch die Hunde mögen sich.

Sepai meint ganz offensichtlich,

dass Ivo der geeignete Vater

für ihre Welpen ist. 

 

 

Schließlich sitzen die Frauchen

kraulenderweise

auf dem Rasen,

die Hunde hecheln

und lassen sich kraulen,

und langsam, langsam kehrt Ruhe ein.

Nach vielleicht zwanzig Minuten

lösen sich Sepai und Ivo voneinander,

trödeln ein bisschen durch den Garten,

beriechen sich immer wieder

gegenseitig,

spielen ein wenig miteinander.

Das war's?

Wir sind da ja ziemlich unerfahren, und so frage ich denn: "Können wir die beiden jetzt so im Garten spielen lassen oder...?" Die Antwort der Züchterin: "Ach, das ist ziemlich unwahrscheinlich, dass der das nochmal schafft.!"

Na gut, ihr zwei, dann lauft noch ein bisschen durch den Garten. Allerdings scheinen unsere Hunde unter "spielen" zurzeit etwas Anderes zu verstehen als wir Menschen. Es dauert keine zehn Minuten und sie sind zum zweiten Mal ganz ernsthaft ins "Spiel" versunken.

Wenn das nicht vitale, lebenstüchtige Hunde sind!


Nach einer Weile verabschiedet sich unser Besuch bis zum Sonntagmorgen.


 

Und Ivo?

Ivo sitzt an der Haustür

und wartet. Glücklicherweise

reicht das Glas in der Tür fast bis auf den Boden,

so dass er

einen großen Teil der Straße überblicken kann.

Was er heute erlebt hat,

hat ihm offensichtlich

gut gefallen.

     Ob er in der Nacht wohl von Sepai träumt? 

Früh am nächsten Morgen werden noch alle nötigen Formalitäten erledigt und dann dürfen unsere beiden noch einmal ein bisschen "spielen". Das lassen sie sich nicht zweimal sagen! Es ist eine Freude zuzuschauen, wie sie aufeinander zu laufen, sich beschnuppern, durch den Garten jagen, sich gegenseitig zum Spiel auffordern, wieder fort springen, mit leuchtenden Augen auf den anderen warten - die reine Lebensfreude. Man kann kaum alles so schnell registrieren, wie es sich abspielt. Und dann, natürlich (im wahrsten Sinne des Wortes) steigert sich das Spiel zu einem weiteren Höhepunkt. Schließlich ist noch einmal unsere Hilfe zur Beruhigung, zum Streicheln, zum Kraulen gefragt.


Im Rückblick kann ich sagen:

Es war spannend und aufregend, aber allen Unkenrufen zum Trotz alles viel, viel problemloser als erwartet oder vielleicht befürchtet. Eigentlich haben unsere Hunde alles selbst "geregelt", wir durften gespannt - oder vielmehr entspannt - zusehen und nur nachher ein bisschen beruhigen.

Alle Überlegungen im Vorfeld, ob die beiden sich mögen würden, ob sie mit der Situation klar kämen - schließlich war es für beide "das erste Mal", welche Weide oder Wiese in der Nachbarschaft vielleicht geeignet wäre, wie eventuelle Wege dorthin zu nehmen seien und so weiter und so fort - alles überflüssig!

Kein umgepflügter Garten, keine zerknickten Blumen, aber allem Anschein nach zwei glückliche Hunde und zufriedene Menschen.

Kann irgendjemand noch mehr wünschen?


Tja, und nun heißt es WARTEN!

Die dänische Züchterin jedenfalls ist ihrer Sache ziemlich sicher.

Auf ihrer Homepage konnte man bereits wenige Tage nach dem Besuch in Schwalmtal lesen:


"Anfang September erwarten wir Welpen von Sepai"