C-Wurf vom Tal der Mühlen ?

 

Es ist wieder soweit: Wir planen einen Wurf, diesmal mit Binti. Im Januar 2020 sollte sie läufig werden, also beginnen wir ein gutes Vierteljahr vorher mit der Suche nach dem idealen Partner.

Ja, natürlich wissen wir, dass es den perfekten Hund nicht gibt. Gibt es perfekte Menschen? Na, also!

Aber gut passen sollte er schon, Bintis Schwächen ausgleichen und positive Eigenschaften verstärken, um dem Idealbild des Eurasiers äußerlich und "unter dem Pelz", also genetisch, ein winziges bisschen näher zu kommen. Ein hoher Anspruch.

Prima wäre es auch noch, wenn er eben nur um die Ecke wohnen würde - ein ziemlich unerfüllbarer Wunsch...

Die eine oder andere Idee wird wieder verworfen, meist, weil doch gesundheitliche Überlegungen entscheidend sind. Die infrage kommenden Rüden und natürlich auch Binti sind selbstverständlich angekört, also für zuchttauglich befunden worden, aber in allen Hundefamilien gibt es doch Probleme mit Krankheiten, die immer mal wieder auftauchen und die man nicht haben muss, so dass die Kombination beider Tiere dann eher ungünstig erscheint. Die Überlegungen müssen gewichtet werden, mit einem geringen Zahnfehler zum Beispiel oder ein paar weißen Haaren auf der Brust lebt es sich vergnügter als mit einer Erkrankung der Bauchspeicheldrüse, die spezielles Futter und lebenslange Diät erfordert.

Nach der Fellfarbe schauen wir gar nicht, die ist wirklich unwichtig, und schön sind Eurasier allemal. Jeder mag seine Lieblingsfarbe haben, und dennoch ist kaum voeherzusagen, wie die Welpen aussehen werden, welche Erbanlagen von Oma oder Uropa zum Vorschein kommen...

Da kann man meinen, alles, aber auch alles in Betracht gezogen zu haben, und dann spielt Mutter Natur vielleicht einfach nicht mit - oder sie denkt sich ganz besondere Überraschungen aus  - niemand weiß es.

In der ZG selbst ist die Zahl der zur Verfügung stehenden Hunde im Lauf der letzten Jahre aus mehreren Gründen ziemlich zurückgegangen, vor allem, wenn man berücksichtigt, dass viele enger miteinander verwandt sind als es für eine Hochzeit wünschenswert ist. Zu hoch sollte der Inzuchtkoeffizient nicht sein. Also schauen wir mal ein bisschen über den Tellerrand. Ander Mütter haben bekanntlich auch schöne Kinder.

 

Nach einigen Ideen, die dann aber doch wieder verworfen werden, läuft uns ein wunderschöner roter Rüde "über den Weg", der ursprünglich aus einer ZG-Zuchtstätte stammt, dessen Besitzer aber zum Partnerverein EKW gewechselt haben:

 

Alamo-Amigo vom Lerchensporn.

 

Ein hübsches Paar, oder?


Nach längerem Warten kommt Anfang Januar die Deckempfehlung, der die Zuchtverantwortlichen beider Vereine zustimmen mussten. Eine weitere Deckempfehlung folgt einige Zeit später für den Fall, dass Binti und Alamo sich wider Erwarten nicht mögen ... So ganz frei ist die Partnerwahl bei Rassehunden ja nicht, gelegentlich kommt es dann vor, dass die Chemie nicht stimmt.

Was fehlt jetzt noch? Klar, Binti muss erst mal läufig werden. Mama Chica machr es ihr wie üblich vor: Am 25. Januar, genau 7 Monate und 10 Tage nach der letzten Läufigkeit, finden wir den ersten Blutstropfen.

Jetzt warten und beobachten wir...

 

2. Februar 2020

Ab jetzt mit Datum!

Am heutigen Abend entdecke ich die ersten rot gefärbten Härchen bei Binti. Im Lauf der Woche werden wir uns also beim Tierarzt nach einem Termin umhören für die erste Progesteronbestimmung...

 

4. Februar

Heute Morgen war ich beim Tierarzt und habe den Termin abgesprochen: Montag, 10. Februar, um 8.45 Uhr. Dann sehen wir weiter.

 

8. Februar:

Seit gestern schlägt die Unwetterzentrale Alarm. Orkantief  "Sabine" beehrt uns: Von Sonntag bis Dienstag sind heftige Stürme mit Orkanböen angesagt. Viele Schulen und Kindergärten bleiben geschlossen selbst bei uns hier im Flachland, die Bahn rät von Reisen ab und erstattet sogar bereits gekaufte Tickets. Wer nicht unbedingt rausmuss, soll bitteschön zu Hause bleiben.

Hoffen wir, dass wir wenigstens die ungefähr 5 km bis zum Tierarzt schaffen...

 

10. Februar

"Sabine" meint es gnädig mit uns, heute Morgen sehen die Straßen zwar nass aus, aber nur wenige kleine Zweige liegen herum, überhaupt kein Problem mit dem Auto zu fahren. Etwas zerzaust, aber völlig unbeschädigt treffen wir beim Tierarzt ein . Binti bringt allerdings deutlich zum Ausdruck, dass das Ziel ihr erheblich missfällt. Sie zeigt nicht die geringste Lust auszusteigen und versucht auf dem kurzen Weg bis zum Haus eigene Wege zu gehen. Leider nützt ihr das alles nichts. Am Blutabnehmen kommt sie nicht vorbei. Der Schwanz ist unten, die hechelt und will sich nicht beruhigen.Erst nachdem alles überstanden ist (Was war eigentlich so schrecklich daran?) nimmt sie wieder ein Leckerchen. Als wir um die Ecke biegen und das Auto in Sicht kommt, wedelt auch der Schwanz wieder in luftiger Höhe. Selten ist sie so schnell in das schützende Auto gesprungen!

Am Mittag kommt das Ergebnis: 1,5 ng/ml, also noch ein völlig unauffälliger Wert. Am Donnerstag sehen wir weiter.


13. Februar

Dieselbe Prozedur beim Tierarzt, dann warten auf das Ergebnis. Allerdings heißt es: "So schnell wird das bestimmt nicht gehen. Vielleicht sind wir jetzt bei 3ng/ml..."

Ja, Pustekuchen: 8,2 ng/ml heißt es gegen 14 Uhr und: "Am besten fahren Sie gleich mal los. Morgen früh ist der richtige Zeitpunkt."

Tja, nun ist also plötzlich doch Eile geboten. Da "unser" Rüde in ca. 450 km Entfernung - sprich 4 1/2 Stunden Fahrzeit  (sagt das Navi) - wohnt, ist die Alternative: Entweder SOFORT losfahren, dann würden wir aber in den dichtesten abendlichen Berufsverkehr um Heilbronn bzw. Stuttgart geraten, oder aber am Freitag in aller Herrgottsfrühe.

Das Auto entscheidet. Ein Scheinwerfer hat den Geist aufgegeben und muss erst ausgewechselt werden. Mit mangelhafter Beleuchtung im Dunkeln in unbekanntes Gebiet zu fahren kommt nicht in Betracht. Leider ist es ein spezieller Scheinwerfer, nicht mal eben überall vorrätig...   Unsere Werkstatt im Dorf (eigentlich eine Tankstelle mit etwas Service) schafft dennoch das fast Unmögliche!

Wir versuchen gut zu schlafen, nachdem alles fertig gepackt ist.

 

14. Februar 2020

Um halb fünf klingelt der Wecker. Wir fallen aus tiefstem Schlaf und aus dem Bett. Die Hunde müssen natürlich erst noch ihre "Morgentoilette" erledigen, es gibt ein schnelles Frühstück, und um 5 Uhr 24 rollt der Wagen mit Binti und mir vom Grundstück. Es ist dunkel und es regnet.

Das Navi hat trotz kürzlich erfolgtem Update die Umfahrung des großen Lochs im rheinischen Braun-kohlerevier immer noch nicht im Programm, ich muss höllisch aufpassen, um nicht in Aachen oder sonstwo zu landen. Gegen halb acht fängt es langsam heller zu werden, der Regen lässt nach, der Großraum Köln liegt hinter uns, das Fahren beginnt leichter zu werden. Die A 61 ist voll, aber der Verkehr fließt, auf der rechten Spur fahren die LKWs dicht an dicht. Aber wir können vorbei ziehen. Baustellen sind hier nicht so viele, nicht mal schlafende...

Gelegentlich schaut sogar die Sonne mal durch den Wolkenvorhang.

Trotz Dauerbaustelle A 6 (Ausbau auf sechs Streifen) kommen wir unbegreiflicherweise schon um kurz nach halb zehn an unserem Ziel in Backnang an.

Alamos Menschen begrüßen uns freundlich, obwohl sie noch gar nicht so früh mit uns gerechnet hatten. Wir machen uns bekannt, plaudern ein wenig, und dann geht es in den Garten, wir zuerst.

Nach wenigen Minuten kommt ein roter Blitz fiepend angerast. Alamo hatte natürlich schon längst den Braten - pardon, das hübsche Mädel - gerochen! Binti, völlig überrascht, zeigt dem aufdringlichen Kerl erst mal die Zähne. Aber es dauert nicht lange, bis sie merkt, dass er gar nicht so übel ist, im Gegenteil.

Und dann beginnt das, was man wohl als Liebesspiel bezeichnet:


Erst am Nachmittag, als wir mehrere Pausen eingelegt haben, wird es wirklich ernst.  Schließlich muss man sich erst mal kennen lernen, ehe entscheidende Dinge passieren sollen.

Aber: Welcher Tag wäre geeigneter für die Hochzeit

als der 14. Februar, der Valeninstag?

 

15. Februar 2020

Wir treffen uns noch einmal am Morgen. Vielleicht haben die beiden ja noch Lust auf ein Nachdecken?

Aber das Feuer hat nachgelassen, die Spiele werden ruhiger.


Also machen wir uns gegen Mittag auf den Heimweg, der viel anstrengender wird als erwartet. Die Autobahn ist wesentlich voller als am Freitag, obwohl kaum LKWs unterwegs sind. Allenthalben gibt es lange Listen von Verkehrsmeldingen, Staus und auch schwere Unfälle häufen sich. Trotz allem kommen wir wohlbehalten in Schwalmtal an, müde und ziemlich geschafft, aber glücklich. Der erste Teil des Abenteuers ist geglückt!

 

Und wieder heißt es warten, bis in knapp vier Wochen der Ultraschall uns verraten kann, ob wir wirklich erfolgreich waren...

 

 

18. Februar 2020

 

Wir haben uns wieder eingelebt. Alles läuft normal - alles bis auf Ivo, dem immer noch Bintis wunderbarer Duft die Sinne benebelt.

Als erfahrener Deckrüde reagiert er da sehr präzise.

Es soll ja Rüden geben, die eine hauseigene Hündin nicht decken, zu diesen gehört er wohl eher nicht.

 

Mit dem gemeinsamen Spazierengehen werden wir noch ein paar Tage warten müssen...

10. März 2020

 

Unser Traum ist geplatzt - jedenfalls vorerst.

Die Ultraschalluntersuchung heute Morgen ergab: Keine Welpen!

 

Wir sind ziemlich deprimiert. Alles hatte so gut ausgesehen...

 

Aber es muss ja nicht der letzte Versuch gewesen sein!

25. März 2020

 

Die Corona-Krise hat immer mehr Bereiche unseres Lebens stillgelegt: Schulen und Universitäten sind geschlossen, die meisten Läden zugesperrt, Restaurants dürfen, wenn überhaupt, nur noch außer Haus verkaufen oder liefern, alle Veranstaltungen wurden abgesagt, selbst die Olympischen Spiele nach langem Zögern aufs nächste Jahr verschoben.

Erntehelfer aus Polen oder Rumänien können wegen geschlossener Grenzen erst gar nicht ins Land.

Ärzte und Pflegepersonal arbeiten am äußersten Limit, um überhaupt alle Erkrankten versorgen zu können.

Und dabei ist die Lage in Deutschland noch relativ entspannt. Italien, Spanien, Großbritannien zum Beispiel sind wesentlich härter betroffen.

Heute Morgen las ich in der Zeitung die Meldung, dass in Bergamo ein katholischer Geistlicher, für den seine Gemeinde extra ein Beatmungsgerät besorgt hatte, dieses einem jüngeren, ihm eigentlich unbekannten Patienten gegeben hat, um dessen Leben zu retten. Er selbst starb wenig später.

 

Warum berichte ich das alles, wenn es hier doch eigentlich um den C-Wurf vom Tal der Mühlen geht?

 

Ganz einfach, weil sich bei uns allmählich die Erkenntnis durchgesetzt hat, dass es zu diesem Zeitpunkt vielleicht - nein, ganz sicher - für uns und für die Hunde besser ist keine Welpen aufzuziehen.

Nicht deren Versorgung macht Kopfzerbrechen, wohl aber die Probleme, die es bei der Wurfabnahme, beim Besuch von Interessenten und dem Abholen der Welpen geben würde. Dürften und wollten sie überhaupt reisen je nach Heimatort? Würden sie nicht als Touristen gelten? Selbst manche Grenze eines Bundeslandes ist inzwischen nicht mehr ohne weiteres durchlässig. Falls sie von weither kommen, wird Übernachten im Hotel möglich sein?

Ob die Situation sich bis Mai oder Juni entspannt oder die Vorschriften noch restriktiver werden?

Niemand weiß das zu sagen.