Amigo zieht ein


 

Nun ist es also soweit: Ihr neues Rudelmitglied soll einziehen.

Nennen wir den Welpen der Einfachheit halber einmal "Amigo", das heißt "Freund", und ein Freund soll er doch werden!

Sie haben ein paar Tage Urlaub, mindestens aber ein freies langes Wochenende nötig, um Ihren Welpen abzuholen und ihn mit seinem neuen Zuhause vertraut zu machen.

Versuchen Sie einmal, sich in Amigos Situation zu versetzen:

Mutter weg, Wurfgeschwister weg, fremde Menschen, fremde Umgebung, alles anders, alles neu. Wie, glauben Sie, fühlt sich da so ein Kerlchen?

Wenn Sie Kinder haben, vor allem kleine, wissen Sie, was ich meine.

Sie können die Situation nicht grundsätzlich ändern, aber Sie können ihm helfen sich leichter zurechtzufinden

und sich einzugewöhnen.

Sicher haben Sie Ihren Welpen mindestens (!) einmal beim Züchter besucht. Bei größeren Entfernungen ist manchmal häufigerer Besuch nicht möglich, wenn auch auf jeden Fall wünschenswert. Aber natürlich reicht das nicht um miteinander vertraut zu werden. Das muss erst noch ganz langsam kommen. Vielleicht haben Sie ihm bei diesem Besuch ein Spielzeug, ein kleines Handtuch oder etwas Ähnliches mitgebracht, das den "Heimatgeruch" aufnehmen und beim Abholen mitnehmen kann.

 

Nehmen Sie sich viel Zeit für die Rückfahrt!

Sie müssen ohnehin häufig Pausen machen. Mit etwas Glück verträgt Amigo das Autofahren problemlos. Das ist aber nicht selbstverständlich.  Wenn Sie an einer Autobahnraststätte halten, suchen Sie sich eine ruhige Ecke zum Parken. Lärmend vorbeibrausende Autos, erst recht LKWs, können ganz schön Angst machen, die sich womöglich einprägt.

Wundern Sie sich auch nicht, wenn es ihm nicht auf dem ersten Fleckchen Grün gelingt, sein Geschäftchen zu erledigen. Auch das dauert manchmal, besonders in fremder, vielleicht angsteinflößender Umgebung.

 

Zu Hause angekommen, entspannen Sie alle erst einmal.

Es gibt Wasser zu trinken, ein Leckerchen, das Lieblingsspielzeug - und gut!

Futter? Kommt später!

Zeigen Sie Amigo nicht die ganze Wohnung oder das ganze Haus vom Keller bis zum Dachboden auf einmal. Das würde ihn nur verwirren. Außerdem ist heute nur die engste Familie zugelassen, Onkel und Tanten, Vettern und Cousinen müssen sich noch ein paar Tage gedulden, bis der Kleine seinen Platz in der Familie gefunden hat und mit seinem neuen Alltag vertrauter ist. Auch dann sollten die Besucher nicht alle auf einmal einfallen.

 

Amigos Schlafplatz sollte zumindest in der ersten Zeit  ganz in der Nähe Ihres eigenen Schlafplatzes sein. Bisher waren die Welpen die gegenseitige Wärme beim Kontaktliegen gewöhnt. Schön wäre ein Körbchen oder eine Decke gleich vor Ihrem Bett. Dann können Sie ihn immer mal streicheln und beruhigen, ohne aufstehen zu müssen. Außerdem merken Sie sofort, wenn er dringend raus muss . . .

 

 Wichtig zu wissen ist für Amigo von Anfang an, wo er seine kleinen und größeren Geschäfte erledigen darf. In vielen Fällen wird das anfangs der Garten sein, später ergibt es sich meist von ganz allein, dass Spaziergänge dazu genutzt werden und der Garten als Teil des eigenen Reviers sauber bleibt.

 

Apropos Spaziergänge:

Ausflüge in die Umgebung sollten anfangs selbstverständlich nur einige Minuten lang sein, manche Autoren geben hier sehr eng gefasst 5 Minuten pro Lebensmonat an. Haben Sie also Ihren Welpen mit 9 Wochen übernommen, wären das 10 Minuten für die Spaziergänge der ersten 4 Wochen bei Ihnen. Die Einschränkung soll dem Schutz der noch weichen Gelenke und Knochen dienen.

 

Lassen Sie sich nicht dazu verleiten, dem ach so niedlichen Welpen erst mal alles durchgehen zu lassen. Er merkt sich das sehr schnell und das Abgewöhnen von Unarten kann ganz schön langwierig und nervig sein. Erziehung beginnt nicht erst irgendwann in der Pubertät, sondern sofort. Auch die Hundemutter konnte in den letzten Wochen mit ihren Kindern ganz schön energisch sein. Knüpfen Sie da an!

Überlegen Sie sich also genau, welche Tabus Sie unbedingt festlegen wollen und bleiben Sie konsequent dabei. Machen Sie Amigo zum Beispiel klar, dass seine nadelscharfen Zähnchen Ihnen wehtun. Stoßen Sie einen spitzen Schrei aus oder knurren Sie und ziehen Sie Ihre Hand weg. Er wird wahrscheinlich innehalten und sich daran erinnern, dass seine Geschwister manchmal ähnlich reagierten, wenn er sie zu heftig attackiert hatte. Geben Sie Ihm etwas Anderes zum Kauen, kraulen Sie ihn, spielen Sie mit ihm, aber lassen Sie von Anfang an nicht zu, dass er sein Vergnügen darin findet, Ihre Hände und Arme blutig zu zwicken.

Es sollen schon - in völliger Unkenntnis der Sachlage - zehn Wochen alte Welpen zum Züchter zurückgegeben worden sein mit der Beschuldigung: "Der ist bissig!"

Welpen "begreifen" eben ihre Umwelt auch mit dem Maul und dazu gehören schließlich die Zähne. Zeigen Sie ihm, was er auf diese Weise erkunden darf und was nicht. Liebevolle Zuwendung, viel Nähe und Körperkontakt, aber ebenso klare Konsequenz, sind das A und O in der Erziehung - ganz gleich ob bei Hundekindern oder Menschenkindern.


Und wenn die ersten wunderbaren und spannenden Tage des Eingewöhnens mit all ihren Überraschungen vorbei sind? Wenn Amigo sich seiner Sache immer sicherer wird, wenn er Leitplanken sucht und Grenzen austestet - wie wir das ja ganz genauso von Menschenkindern kennen?

Ja, dann geht das Vergnügen erst richtig los! Das Vergnügen, mit dem Jungspund gemeinsam zu lernen, wie man ein verlässlicher Partner wird und eine wirkliche Beziehung aufbaut - hier Mensch, dort Hund. Eine Hundeschule ist dazu nicht zwingend notwendig, eine GUTE Hundeschule kann aber äußerst hilfreich sein.

Jedenfalls sollten Sie viel Zeit mit Amigo verbringen, nicht in erster Linie, um ihm Kommandos wie "Sitz!" und "Platz!" beizubringen, sondern um ihn verstehen zu lernen. Er kennt Sie nämlich schon ganz genau und kann Sie präzise einschätzen - und manipulieren!

Das glauben Sie nicht? Wie ist das mit dem schiefgelegten Kopf und dem schmachtenden Blick?


WIR  SPRECHEN  UNS  WIEDER!!!

Und noch eins:

Lesen Sie alles, was Ihnen über Hundeerziehung in die Finger kommt - aber glauben Sie nicht alles.

Auch hier gilt: "So viele Köpfe, so viele Sinne!"

Vor allem in den letzten Jahren haben sich die Erkenntnisse der Wissenschaft wesentlich weiterentwickelt.

Bilden Sie sich Ihr eigenes Urteil, sonst geraten Sie bei der Fülle der guten und weniger guten Literatur der "Fachleute" hoffnungslos ins Schwimmen.

Hören Sie hin und wieder einfach auf Ihr Bauchgefühl, so wie das Mütter (und manche Väter) schon immer taten.

 

Intuition heißt das Zauberwort!


 

 

 

 

Unsere guten Wünsche werden jedes einzelne unserer "Kinder" begleiten. Schon jetzt wissen wir, dass uns die Trennung schwerfallen wird.

Wir wünschen uns Kontakte, die mit der Übergabe der Welpen erst richtig beginnen und nicht damit enden! Auch die Hundekinder freuen sich , wenn sie Mutter und Geschwister wiedersehen.

Erfahrungsgemäß erkennen sie sich wieder, wenn die Abstände nicht allzu lang sind. Allein um ihre Wiedersehensfreude zu erleben, lohnt es sich also, sich öfter mal zu treffen.